Juni
1tes Juni-Wochenende: DKW-Treffen in Garitz
Dieses Jahr fand das 43. DKW-Treffen wie immer in Sachsen-Anhalt statt.
Endlich wieder Garitz! Am 29. Mai - wie jedes Jahr - die Autoverladung und Reisevorbereitung: sorgfältig verzurrt, vollgetankt, fein herausgeputzt, abgeschmiert und mit gepackten Koffern stand die Fuhre zur Abfahrt am anderen Morgen bereit.
Die Wettervorhersage ließ bei uns Regen erwarten, sodass wir in Richtung schönes Wetter starteten.
Das bewahrheitete sich auch erst einmal. Angekommen und frisch abgelden hat "unser" DKW auf der "berühmten Wiese" von Garitz neben Franks F 102 geparkt.
Es ist ein alter Bekannter: mit diesem Wagen durfte ich als Hinterbänkler während des Herbsttreffens 2016 im Rothaargebirge mitfahren, weil das Regenwetter für meine "Bretterbude auf Rädern" zu nass war. Welch eine Widersehensfreude! Dieses Mal ließ der Wetterbericht besseres vermuten, und der Himmel präsentierte sich denn auch freundlich in hellblau und mit schönen weißen Wölkchen geschmückt. Trotzdem hatte sich die Wetter-App auf dem Smart Phone die Sache mittlerweile anders überlegt und für den Folgetag mit Regen gedroht.
Regen bringt Segen am Freitag, pünktlich um 10:00 Uhr, startete die allgemeine Ausfahrt nach Loburg - dummerweise waren wir ein bisschen spät dran, und das Wetter war tatsächlich so, wie von der Wetter-App in Aussicht gestellt.
Einen kleinen hutzeligen Scheibenwischer hat die Reichsklasse nur auf der Fahrerseite zu bieten, der Beifahrerin fehlte deshalb - im wahrsten Sinne des Wortes - der rechte "Durchblick". Und zum Glück hatten wir wegen unserer Verspätung und der Eile sowieso keine Zeit, vor der Abfahrt das Verdeck zu öffnen.
Kein Regen, trotzdem Segen zunächst eilten wir der sicherlich 10 Minuten vor uns gestarteten Karavane hinterher, doch manchmal verirren sich einige Fahrer, und bald schon bekamen wir Anschluss an die voraus eilenden Rennteams. Glücklicherweise hörte der Regen irgendwann von alleine wieder auf und das kleine armselige Scheibenwischerchen mit dem alten Bosch-Motor durfte seine bewundernswerte Arbeit wieder einstellen.
Wie tapfer er sich geschlagen hat! Und bei jeder Richtungsumkehr wippte der ganze Bosch-Motor ein Stückchen hin und her, weil sich seine Scheibenwischerachse in der Holzkarosse etwas gelockert hatte.
In Loburg hatten sich die voraus eilenden Wagen im Hof unseres stattlichen Zieles, Gut Barby, bereits die besten Plätze gesichert. Schöne alte Autos in einer schönen alten Umgebung.
"Wer zu spät kommt...", irgendwie erinnert uns das einen prominenten Gast, der einmal einen ebenso prominenten Staatslenker besucht hat. Hier traf es nun uns: im erlauchten Innenhof des adligen Anwesens war für unseren alten DKW kein Platz mehr - selber schuld. Aber vielleicht lebt er dadurch ja länger.
Denkzettel aus Stein Flüchtlinge gibt es nicht erst seit 2015 und der sogenannten Flüchtlingskrise: der letzte Gutsherr passte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr ins politische Konzept der sowietisch besetzten Zone. Im Alter von 33 Jahren wurde dem Gutsherrn sein Besitz genommen, sein bisheriges Leben, sein Unterhalt, einfach alles.
Was aus ihm geworden ist, verrät die Inschrift nicht - das Wort "vertrieben" sagt alles. Das Schicksal flüchten zu müssen kennen nicht mehr viele in unserem wiedervereinigten Deutschland aus eigener Lebenserfahrung. Wie leicht ist es da, Flüchtende zu beschimpfen und abzuweisen. Und wie schwer, sich diese Erfahrung vorzustellen?
Sprit-Fabrik Der Besuch einer Brennerei einschließlich Führung durch den Meister der Alkoholfabrikation machte die Ausfahrt zur Studienreise.
Natürlich konnten die edlen Getränke vom Kräuterlikör über verschiedene Sorten Gin und Vodka auch käuflich erworben weden, und für Antialkoholiker war auch Honig im Sortiment. Die Kunst der Schnapsbrennerei, die verschiedenen Destillationsstufen, Rohstoffe und zollrechtliche Hintergründe zur Versteuerung des geistreichen Endprodukts waren wertvolle Lerninhalte der Führung.
Nicht zu vergessen die Ausführungen des Brennmeisters, dass der gute alte Korn ein absolut reines, wertvolles Genussmittel sei, viel reiner als so manches andere Schnapsgetränk.
Bei dieser Temperatur stellt sich bei unserem DKW so langsam fieberhaftes Unwohlsein ein - um hochprozentige Grundnahrungsmittel zu gewinnen, ist sie offenbar genau richtig.
Moment mal... diesen Kameraden kennen wir doch: beim Treffen in Garitz 2015 war dieser DKW vom Typ P S 600 Sport schon einmal mit der Startnummer 31 dabei. Er ist ein sehr seltenes Exemplar um 1930 herum, auch bereits mit einem wassergekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotor, der aus dem bewährten DKW-Motorrad-Programm abgeleitet war.
Verkehrte Welt... dieser DKW kommt ohne Frontantrieb daher, ohne quer gestellte Zylinder und ohne die obligatorische Dynastartanlage. Auffällig ist der hölzerne Aufbau mit dem für DKW typischen Kunstlederbezug, der hier aber eine selbsttragende Karosserie bildet. Die Starrachsen vorn und hinten haben quer angeordnete Blattfedern. Die Konstruktion des DKW Typ P geht auf Dr. Rudolf Slaby zurück, der schon in den 20er Jahren in Spandau Kleinfahrzeuge mit Elektroantrieb entwickelt und gebaut hatte. Obwohl dieser grüne Giftzwerg mit seinen 600 cm³ Hubraum nur 18 PS hatte, soll er schon 100 km/h gelaufen sein.
Nachlese wie immer gab es viel Gelegenheit zum Plaudern mit Gleichgesinnten, mit Besserwissern, mit Neugierigen, mit Spaßvögeln, Bewunderern und Miesepetern. Das ist überall auf der Welt so. Doch manches kann auch nachdenklich machen. Ein F8-Fahrer fragte sich besorgt, ob er in einigen Jahren noch mit seinem rollenden Kulturgut wird fahren dürfen, und fürchtete, dass schon bald ein ehemaliger Kinderbuchautor aus Kiel Kanzler der Republik werden könne. Dann sei es vorbei mit Auto fahren und mit Oldtimer fahren sowieso.
Aber seit ich im Spätherbst 2018 selbst einen Vortrag des Professor Rahmstorf vom Potsdam Insitut für Klimafolgenforschung erlebt habe, ist mir noch klarer geworden, dass die Menschheit emsig dabei ist, ihren Planeten zu verheizen. Wir alle beteiligen uns daran, auch der F8-Fahrer und ich und alle anderen.
Die Hinterlassenschaft auf der Hin- und Rückreise samt Trailer und DKW oben drauf haben wir 98 Liter Diesel verbraucht. Ein Liter Dieselkraftstoff hat 9,96 kWh Heizwert, und jede kWh verursacht 266 Gramm CO2. Mit unseren 98 Litern Diesel haben wir also ungefähr 260 kg CO2 erzeugt und in die Welt gesetzt. Mit dem DKW haben wir während der Ausfahrten 12 Liter Benzin verbrannt, deren Heizert ca. 8,8 kWh pro Liter ist, und jede kWh Benzin verursacht 239 Gramm CO2. Damit kamen aus dem Auspuff des DKW ca. 25 kg CO2.
Insgesamt haben wir mit unserem Besuch in Garitz mit ungefähr 285 kg CO2 dazu beigetragen, dass die Erde noch ein bisschen wärmer wird als sowie schon nicht mehr zu vermeiden ist.
Ob wir das in einigen Jahren noch immer so unbestraft tun können, da bin auch ich nicht sicher. Ob uns dafür ein Gesetz bestrafen wird, eine CO2-Steuer oder die Natur in gnadenloser Konsequenz höchstpersönlich - das werden wir sehen...
Vorschau
August
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