DIE GROSSE HÄNGEPARTIE |
2013 |
Die große Hängepartie Am 26. Juni 2013 habe ich die Karosserie vom Chassis abgehoben. Um von kräftigen Nachbarn unabhängig zu sein, baute ich mir kurzerhand ein Hebegeschirr für meinen Kettenzug.
Dieses besteht aus einer alten Eisenkette, zwei Leinen, mehreren Ringmuttern, Schäkeln und Karabinerhaken.
Dazu eine Montageplatte samt Haken für die Betondecke - und es funktioniert wunderbar!
An passender Stelle wurde eine ordentlich dimensionierte Ringmutter mittels einer Montageplatte in der Garagendecke mit vier Schwerlastankern solide festgedübelt.
Mit dem Hebegeschirr waren nun alle Möglichkeiten gegeben, die Karosse zu heben, zu drehen und auch nach Belieben auf die Seite zu legen. Zum Schutz des Kunstleders diente eine alte Matratze mit einem ausrangierten Bettlaken.
Diese Konstruktion hob nun die Holzkarosserie ungefähr im Schwerpunkt an und sollte mich eines Tages in die Lage versetzen, die Karosse auch wieder millimetergenau auf das Chassis abzusenken und dabei die Schrauben in die entsprechenden Bohrungen präzise einzuführen.
Am 30. Juni wurde es ernst: die Bodenplatte war an der Reihe.
Alte Nägel waren festgerostet und ließen sich entweder nur mühevoll, oder überhaupt nicht mehr entfernen. Am 08. Juli 2013 wurde die Karosserie auf die Seite gelegt, um besser am Boden arbeiten zu können. Erst am 17. Juli konnten die faulen Sperrholztafeln mit allerlei mehr oder weniger zweckentfremdeten Werkzeugen so schonend wie möglich entfernt werden. Vor allem die alten Holzschrauben aus blankem Eisen waren über Jahrzehnte im Gebälk gnadenlos festgerostet und hielten "eisern" die Stellung. Glasharter Kaurit-Leim, Nägel und eben diese Schrauben waren zu überwinden, möglichst ohne viel Flurschaden anzurichten.
Schraubenkoller
Schon bald sollte ich erfahren, warum mir davon abgeraten wurde, die Bodenplatte zu erneuern. Mit dem Abheben der Karosserie ist es nämlich nicht getan: von den etwa ein Dutzend acht Zentimeter langen Schrauben, über die Jahrzehnte auf voller Länge im Holz festgerostet, ließ sich keine einzige freiwillig lösen. Beherzte Hiebe mit dem Hammer auf die durchgehende Klinge eines Schlitzschraubendrehers vermochten die Schrauben zwar kaum zu beeindrucken, sorgten aber für kräftigen Eingriff im Schraubenkopf.
Trotzdem: einmal nicht aufgepasst ist der Schlitz verdorben und die Schraube verloren - danach kommt pure Arbeit. Zu diesem Dutzend widerspenstiger Eisenschrauben kamen noch viele kleinere dazu. Ich habe irgendwann aufgehört, sie zu zählen. Von zahllosen Nägeln, die ebenso festgerostet sind, ganz zu schweigen.
Nach 18 Tagen war es endlich so weit: mit diversen Holzteilen im Kombi ging es zu meinem alten Bekannten, der eine Schreinerei besitzt. Die Sperrholztafeln hätte ich natürlich auch selbst zuschneiden können, aber der Meister Eder hat mit seinen Maschinen nicht nur viel bessere Möglichkeiten, sondern für die verschiedenen Holme und Riegel aus Buchenholz auch passende Rohware im Regal.
Im Baumarkt ist so etwas nicht zu bekommen.
In diesem Stadium, genau genommen schon seit einigen Tagen, drängte sich auch die Frage nach dem Kunstleder auf: auch hier war der einhellige Rat praktisch aller Experten, das alte Material abzureißen und die Karosserie neu zu beziehen.
Altes Kunstleder habe nicht mehr genug Weichmacher und sei daher rissig und brüchig. Unter dem Kunststoff sammele sich dadurch Feuchtigkeit und Fäulnis sei die Folge.
Nur heiße Luft: hier half ein Warmluftgebläse, mit dem die Bespannung vorsichtig und gleichmäßig so warm gemacht wurde, dass es gerade noch nicht angeschmolzen wurde. In diesem Zustand ließ sich die an sich bereits versprödete Außenhaut geschmeidig lösen und "auf links" wenden.
Risse oder poröse Stellen konnte ich bei diesem Umschlagen nicht feststellen, jedenfalls nicht an diesen Stellen.
Nach einer Woche hatte der Schreinermeister noch keinen Handschlag getan, versprach aber am Telefon sofortige Beeilung. Noch am selben Tag - am späten Abend - konnten die ersten Teile abgeholt werden. So sahen diese dann aber auch aus und waren noch etwas unfertig und "roh". Das störte mich aber überhaupt nicht - die abschließende Feinarbeit war sowieso beim Einpassen nötig. Am 30. Juli 2013, einen vollen Monat nach Beginn der Aktion "Bodenerneuerung", ging es daran, die Sperrholzplatte wieder einzusetzen und zu verleimen.
Für die früheren, verrosteten Schrauben nach der alten DIN 97 hatte ich identischen Ersatz mit Senkkopf und Schlitz aus Edelstahl beschafft, die nicht mehr im Holz festrosten werden.
Es sollte aber noch einige Tage dauern, bis alles fertig ist: die Buchenholz-Teile mussten noch angepasst und zusammen gefügt werden, Zinken waren auszuklinken, Schraublöcher zu bohren und für die entfernte Beplankung mussten neue Sperrholzteile eingesetzt werden.
Danach musste das Kunstleder wieder erwämt und fein säuberlich über die Reparaturstellen gelegt werden.
Gerade dieses Kunstleder, von Sprödigkeit bedroht, erwies sich bei vorsichtiger Handhabung als eine geduldige und strapazierfähige Außenhaut: mit genügend Wärmezufuhr wurde es sogar richtig geschmeidig und ließ sich akkurat um die sanierten Stellen herum spannen.
Feine Risse zeigten sich erst anderentags, nachdem das Material wieder kalt geworden war. Diese Risse konnten jedoch mit PVC-Kleber versiegelt werden und stehen bis heute unter Beobachtung.
Am 5. und 6. August wurden die neuen Holzteile von unten und im Innenraum mit einem modernen Dickschicht-Haftgrund imprägniert und einwandfrei hergerichtet.