ES SCHLÄGT (ZWEITAUSEND-)13 |
2013 |
Am 30. Januar kam die große Stunde: als erstes flog der Motor raus!
Um nicht das ganze Handbuch in die schmutzigen Abgründe der Werkstatt mitnehmen zu müssen, waren die Arbeitsschritte herausgeschrieben und in einer Checkliste notiert worden.
Inzwischen waren schon gute Kontakte mit anderen DKW-Freunden geknüpft worden, und dort gab es nützliche Tipps und Empfehlungen. Den Motor wollte ich nicht selbst reparieren. Zwar hatte ich in meiner Studienzeit bei Oettinger in den Semesterferien gearbeitet, Zylinderköpfe präpariert und auch ganze Motoren für mehr Leistung hergerichtet (auch meinen eigenen mit viel Drehmoment und Brachialgewalt unter der Motorhaube), aber das waren Viertakter. Eine andere Welt! Den DKW-Motor wollte ich lieber spezialisierten Zweitakt-Händen anvertrauen. Die Wahl fiel auf einen Meisterbetrieb im Osten: auf die Firma Old Car Ranch, dorthin sollte der Motor nun geschickt werden
Doch zuerst musste das marode Stück ausgebaut werden.
In einer Halle beim Bosch-Classic-Service in Neuwied durfte ich einen Kran samt Laufkatze nutzen, also ideale Voraussetzungen.
Das Handbuch sah vor, den Motor nach Demontage der Motorhaube, des Tanks und anderer Teile am Auspuffkrümmer mit einem Seil hochzuheben. Der Trick dabei: so hängt der Motor genau im Schwerpunkt und lässt sich ohne anzuecken nach oben entfernen.
Da aber genau dieser Krümmer am Motorblock befestigt wäre und dieser Motorblock samt Zylinderkopf ja nun fehlte, funktionierte die Anweisung aus dem Handbuch nicht. Der Versuch, an anderer Stelle anzuheben, führte deshalb dazu, dass die Einheit aus Motor und Getriebe nicht im Schwerpunkt, sondern schief hing. Bedingt dadurch legte sich der Brocken quer und verkeilte sich erst einmal gehörig im Rest des Automobils.
Schließlich gelang es dann doch, das widerspenstige Vieh, dass sich ähnlich unwillig wie ein fauler Backenzahn aus seinem bisherigen Aufenthaltsort nicht entfernen lassen will, aus dem Auto zu lösen: auf einmal baumelte der unvollständige Treibsatz am Kranhaken.
Noch aber ließ sich die Motorhaube wieder aufsetzen und der Verlust des Motors verheimlichen. Dieser trat nun per Spedition auf einer Holzpalette seine Reise zur Old Car Ranch an.
Ein Mitarbeiter gestand mir anderthalb Jahre später: "als ich den Motor auf der Palette sah, dachte ich bei mir - ganz ehrlich - der wird nie mehr da wieder hinein gebaut werden, wo er mal drin war".
Auf den Punkt gebracht: er traute mir die Restauration nicht zu - und mit ihm noch ein paar weitere Zweifler auch nicht. Aber sie sollten alle noch staunen... |
Nur die Holzkarosserie thronte noch auf dem Rahmen, und auch sie offenbarte nach dem Verlust tarnender Schmutzreste die ungeschminkte Wahrheit: einige Stellen waren ganz schön morsch.
Am Ende stand ein altes Auto da, das kaum noch aussah wie ein Auto: ohne Kühler, ohne Lampen, ohne alles. Nun war die Zeit gekommen, auch vorher unzugängliche Teile zu reinigen. Mit einem hydraulischen Kran wurde der Wagen vorn so weit angehoben, dass die Holzkarosserie hinten gerade noch nicht den Boden berührt.
Car Wash in dieser Lage war das Auto auch von unten gut zugänglich, und mit einem Dampfstrahlgerät, reichlich heißem Wasser und allerlei Atü wurde nun dem historischen Schmutz zugesetzt. Natürlich sorgte ein Ölabscheider für den Schutz der Kanalisation.
Nach zwei Stunden stand er da wie ein begossener Pudel: tropfnass wurde der Veteran nach dem Vollwaschgang zurück in die geheizte Halle geschoben, um über das Wochenende zu trocknen. Vom Schmutz befreit offenbarten sich aber nun Stellen an der Holzkarosserie, die unheilvolles ahnen ließen: morode Blessuren an der hölzernen Oberfläche deuteten darauf hin, dass es darunter noch viel Arbeit geben dürfte.