Auto-Biografie

 

Dieser DKW wurde 1961 nach 25 Dienstjahren nicht verschrottet, sondern in Decken gehüllt in eine Garage gestellt. Die Aufbewahrung war zwar keine ideale Konservierung, bot aber immerhin einigen Schutz vor allzu schnellem Verfall.

 

Hier stand ein vom Zahn der Zeit und von jahrzehntelanger Transportarbeit zwar sichtlich gezeichneter, aber insgesamt doch in ungewöhnlich gutem Originalzustand erhaltener Veteran auf seinen platten Reifen.

 

Die Karosserie wurde in Spandau aus Sperrholz gefertigt und in Zwickau im Werk Audi mit dem Fahrgestell zusammen gebaut. Die Fahrgestell-Nummer 2018670 ist einem Herstellungsdatum Ende Oktober 1936 zuzuordnen.

Gleich drei Hersteller wollen den Wagen gebaut haben: DKW dick und fett in der Mitte, Auto Union oben drüber und das Werk Audi unten drunter.

 

Anfang der 30er Jahre ging es den deutschen Autobauern schlecht. Auch DKW.

 

Mit der Auto-Union war in Chemnitz in einer unfreiwilligen Fusion der erste  staatliche Automobilkonzern Deutschlands entstanden, und dort ist der Fahrzeugbrief am 08.02.1937 ausgestellt worden. Zwischen dem Bau im Oktober 1936 und der Zulassung im Juni 1937 liegt demnach mehr als ein halbes Jahr.

Erstbesitzer war eine Kurzwaren-Großhandlung in Frankfurt/Main. Die Anmeldung kostete eine Reichsmark, das ganze Auto RM 1.880,00 und war damals ein Kampfpreis gegen den Konkurrenten Opel. Noch im selben Jahr, am 20. August 1937, wurde der Wagen umgemeldet auf eine Metzgerei Schmidt. Es wird immer ein Geheimnis des kleinen Wagens bleiben, durch welches Schicksal er nach nur drei Monaten bereits seinen Besitzer gewechselt hat. Es waren gruselige Zeiten in Deutschland

Die Hakenkreuze in den Stempeln wurden nach dem Krieg von der Zulassungsstelle mit Tinte übermalt, traten mit der Zeit aber wieder in Erscheinung - auf diesem Bild wurden sie aus rechtlichen Gründen etwas entstellt.
Kurz vor Kriegsausbruch: DKW Reichsklasse im Sommer 1939 am Fliegerhorst in Wiesbaden-Erbenheim, damals schon mit Stoßstangen und verchromten Radkappen nachgerüstet.

Beim Zweitbesitzer blieb das Auto fast zwei Jahre lang, bis es am 20. Juli 1939 von einem Soldaten der Luftwaffe gekauft wurde, der bei Hitlers Legion Condor in Spanien war und zum Fliegerhorst Erbenheim in der Nähe von Wiesbaden zurückgekehrt war.

 

Die Heimkehrer der Legion Condor waren finanziell gut gestellt: sie erhielten ein Mehrfaches des Soldes ihrer Kameraden im Reichsgebiet. Deshalb konnte sich der Käufer den gebrauchten Wagen leisten.

Für das kleine Auto   wurden die folgenden acht Jahre turbulent: gleich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erhielt jeder Fahrzeugbesitzer die Aufforderung, sein Fahrzeug einer Wehrmachtskommission vorzuführen, welche über die mögliche Fronttauglichkeit zu entscheiden hatte. Entweder wurde das betreffende Fahrzeug dann gegen eine Entschädigung eingezogen oder der Besitzer hatte es umgehend stillzulegen.

 

Diesem Stilllegungsbefehl konnte ein Fahrzeugbesitzer nur mit einer Sondergenehmigung entgehen, wenn er eine volkswirtschaftlich wichtige Stellung nachweisen konnte, z.B. als Lebensmittelhändler, Landwirt oder Fabrikant.

 

Der Individualverkehr war für Privatpersonen damit nicht mehr möglich. Räder hatten gefälligst nur noch für den Sieg zu rollen. Zunächst galten die kleinen Zweitakter häufig als untauglich und blieben vom "Kriegsdienst" verschont, aber gegen Ende der Kriegsjahre begann Berlin, auch noch die letzten Reserven zu mobilisieren. So war zu befürchten, dass auch der DKW doch noch sinnlos verheizt werden könnte - kurzerhand wurde der Kleinwagen deshalb in einer Scheune bei Wiesbaden versteckt.

 

Solche Verstecke soll es häufiger gegeben haben, und sie waren riskant, denn der gesamte Fahrzeugbestand war registriert. Deshalb verließ den Besitzer der Scheune auch schnell der Mut, denn er fürchtete böse Folgen, falls die Behörden das Versteck finden sollten.

 

Also besann man sich auf einen anderen Weg: in der Scheune blieb die Karosserie ganz offiziell abgestellt, in einem anderen Schuppen wurde der ausgebaute Motor versteckt. Die Militärs würden - so war das Kalkül - fahrbereite Automobile brauchen und keine Zeit haben, Einzelteile aufzuspüren und zusammenbauen zu lassen.

 

Die Rechnung ging auf, und bald nach dem Krieg sollte das kleine Auto wieder flott gemacht werden. Aber es gab inzwischen ganz anderen Ärger:

 

Erstens war Benzin knapp und für Privatleute nicht zu bekommen, und zweitens stand Deutschland unter der Verwaltung der Siegermächte! Da der Kleinwagen kurzfristig nach Neuwied am Rhein verlegt worden war, ist in diesem Fall Frankreich zuständig gewesen, und ein Auto konnte auf Privatpersonen - wie zuvor in Kriegszeiten auch - nur unter bestimmten Voraussetzungen zugelassen werden, das heißt wenn es der Versorgung der Bevölkerung diente, für die Volkswirtschaft wichtig oder auf andere Weise unbedingt notwendig war.

 

Die französischen Verwalter waren den deutschen "Untertanen" nun aber eher nicht gewogen: verständlich, denn die deutschen Nachbarn hatten sich während der Kriegsjahre in Frankreich als Besatzer (logischerweise) nicht beliebt gemacht. Wehe den Besiegten!

 

Dass der Wagen trotzdem ab 1947 wieder fahren konnte, ist eine Geschichte für sich.

 

Weiter lesen… (zu dieser "Geschichte für sich").

 

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